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„Ausziehen und in die Mitte stellen“ befahl sie, nachdem das Schweigen
unangenehm geworden war. Sein Blick war unergründlich und versetzte ihren
Körper in Wallung, ohne dass sie es wollte, geschweige denn das sie sich
dagegen wehren konnte.
„Was denn? Soll ich mich etwa umdrehen? Nichts was ich nicht schon
gesehen hätte.“
Seine Lippen zuckten, als er sich an ihr vorbeischob und sich auszog. Dabei
warf er die Zwangsjacke achtlos in die Ecke. Dann streifte er die Patientenkleidung
ab und warf das dreckige Hemd vor ihre Füße.
Morgan hoffte
er würde nicht merken, wie sehr sie ihn anstarrte. Die perfekt
definierten Bauchmuskeln, die breiten Schultern, die Brustwarzen die hart
waren, weil es verflucht kalt dort unten war. Die große Narbe an seinem Bauch glänzte im
künstlichen Licht. Die kleinen Haare um seinen Bauchnabel bildeten einen Pfad…
„Nichts was du nicht schon gesehen hättest…“
Sie räusperte sich etwas und machte einen Schritt nach hinten, wodurch sie seinen Körper noch einmal aus einem
anderen Blickwinkel sehen konnte. Das Licht warf seinen Schatten gegen die
Wand. „In die Mitte“ befahl sie und hoffte, dass ihre Stimme sich nicht so
brüchig anhörte, wie es sich anfühlte. Ihr Magen fühlte sich an, als wäre sie stundenlang Achterbahn gefahren.
„Ich hoffe,
das Wasser
ist warm genug“ murmelte sie so leise, dass er es gar nicht hätte hören können
und drückte auf den großen gelben Knopf genau
neben der Tür. Fast augenblicklich prasselte das Wasser auf seinen nackten
Körper nieder. Einige
Tropfen klatschten
mit solcher Wucht auf seine Haut, dass es so aussah, als würden
sie wieder abprallen. Er hob den Kopf und ließ sich das Wasser über das Gesicht
laufen. Für ein oder zwei Minuten stand er einfach nur so da und ließ das
Wasser über seine nackte Haut laufen, wobei sie
versuchte, den Weg des Wassers so lange zu verfolgen, wie
es ihr nur möglich war.
„Seife.“
Sie betrachtete,
wie
sich seine Brustmuskeln bei jedem Atemzug hoben und senkten.
Die Muskeln seiner Unterarme schienen sich zu verkrampfen, als er die
Beweglichkeit seiner Hände von Neuem testete,
während die Verbände sich
etwas lösten.
„Seife.“
Ihre Gedanken
hatten einen Filmriss,
völlig verständnislos sah sie ihn an.
„Was?“
„Seife“ wiederholte er noch einmal. Morgan brauchte einen Moment, um sich
zu fangen.
Seife, um sich zu waschen
braucht man Seife…
Inzwischen hatten sich kleine Nebelschwaden gebildet, die sich im Raum
verteilten.
Sie atmete einmal tief durch. Mit einem Stück Kernseife marschierte sie
auf ihn zu, wobei sie nicht allzu nah kam,
damit sie nicht nass wurde, obwohl dennoch einige Tropfen ihren Kittel trafen.
Sie hielt ihm die Seife hin und spürte, wie
einige Tropfen in ihr Gesicht spritzten.
237 grinste, packte sie am Handgelenk und zog sie zu sich. Das heiße
Wasser nahm ihr für einen Moment den Atem, doch auch so wäre sie viel zu
überrascht gewesen,
um
sich wehren zu können. Die Seife rutschte ihr aus den Händen und fiel unbeachtet zu
Boden, während sich ihre Kleidung mit Wasser vollsaugte. Mit leicht geöffnetem
Mund stand sie da und starrte zu ihm hoch.
Er grinste. Ein leichtes, aber deutlich zu erkennendes Grinsen. Sie
verschwendete eine Sekunde damit sich vorzustellen, wie sie mit verlaufenem
Make-up aussah.
Er zog ihren Kopf dichter zu sich, doch sie zuckte leicht zurück, was ihn
fast so sehr verwunderte
wie sie
selbst.
„Keine Angst“ hauchte er durch das Dröhnen des Wassers. Das Vibrieren
durchzog ihren gesamten Körper. „Hier sind keine Kameras…“
Eine Hand packte ihre Hüfte und zog
sie so dicht zu sich, dass sie das Atmen vergaß. Sein Kuss war so heftig, dass
es fast schmerzte. Überdeutlich spürte sie seinen nackten Körper durch ihre
nasse Kleidung hindurch. Die starken Arme, die sie an ihn drückten. Wie von
selbst glitt ihr Kittel auf den Boden und etwas hilflos legte sie eine
Hand auf seine Schulter, wobei sie spürte wie sich
seine Sehnen spannten. Nachdem sie fast glaubte, wegen Sauerstoffmangels in
Ohnmacht zu fallen, hörte er auf sie zu küssen und gleichzeitig das heiße
Wasser zu fließen.
Regen. Regen im Haus. Jetzt gib
es kein Zurück mehr.
Blaue Augen starrten in Schwarze.
Alle Gedanken schienen aus ihrem Gehirn gelöscht zu sein. Morgan konnte
sich nicht halten. Sie schlang die Arme um seinen Hals und presste ihre Lippen
so fest auf seine, dass sie Angst hatte, sich die
Vorderzähne auszuschlagen. Anscheinend war er einer Verlängerung ebenfalls
nicht abgeneigt, ohne Mühe zog er sie hoch, so dass sie die Beine um ihn
schlingen konnte. 237 taumelte leicht zurück und stieß mit dem Rücken gegen die
kalte Wand. Sie konnte die Lippen nicht von ihm lösen, wie ein Junkie wollte
sie nur noch mehr.
Sein Geschmack war eine unbeschreibliche Mischung aus Honig und Blut.
Er zerriss ihren Pulli mit einem Ruck und drehte sich einmal, sodass sie
nun die Wand im Rücken hatte. Sie gab ein leichtes Stöhnen von sich, als seine
Hände sich unter den klebenden Stoff schoben. Ihre Brustwarzen schienen danach
zu schreien, endlich aus ihrer Kleidung befreit zu werden. Seine unrasierten
Wangen kratzten über die Haut ihres Halses, während ihre Finger über seine
nasse Haut strichen.
Plötzlich stoppte er.
„Was ist das?“
Es dauerte einen Moment, bis sie verstand was er meinte. Die Ärmel ihres
Pullis hatten sich hochgeschoben und der blaue Fleck an ihrem Handgelenk
schien förmlich zu leuchten, wie eine einzige Anklage.
„Nichts, ich…“
„Wer war das?“
Sie war nicht in der Lage etwas zu sagen, ihr Körper schien nicht mehr
ihr zu gehören. Sie schüttelte leicht den Kopf und glaubte schon jetzt an
Entzugserscheinungen zu leiden. Sein Blick wurde kalt. „Sag es mir“ verlangte
er so rau, dass es fast in den Ohren wehtat.
Morgan schluckte noch einmal, um ihre Gedanken hatte sich
ein Nebel gebildet, durch den sie nicht hindurch finden konnte.
„Ich… es war nicht…“
„War es dieser Dr. States?“
Sie zuckte leicht zusammen und gleichzeitig ließ er von ihr ab.
Fast wäre sie auf den Pfützen, die
sie hinterlassen hatten ausgerutscht,
schaffte es jedoch noch einmal, sich an
der Wand abzustützen. Panik erfasste sie.
„Es war nicht seine Schuld…“
Er antwortete nicht, sondern drehte ihr den Rücken zu. Verwirrt und
panisch stand sie da und starrte ihn an. Etwas an seinem Blick entfachte in ihr eine ungeahnte Angst.
„Wird man sich nicht wundern wo du bist…“
Pitschnass stand sie da, ohne zu wissen was sie tun sollte.
Er drehte sich zu ihr um und wischte ihr die Wassertropfen aus dem
Gesicht. Jetzt schien sich die undurchdringliche Schwärze wieder etwas zu
lichten. „Ich meine es ernst“ murmelte er leise. „Du solltest…“
„… das nicht tun“ beendete sie den Satz und sah zu ihm hoch. Sie versuchte,
ein gewisses
Maß an Würde zu bewahren und
schob sich an ihm vorbei.
„Ich nehme an, du weißt wie du hier raus kommst…“
Was machst du hier?
Sie konnte nicht einmal zurückschauen, während sie los rannte. Obwohl sie
immer wieder ausrutschte und nur knapp einigen Stürzen entging, wurde sie nicht
langsamer. Jede Faser ihrer Körpers schrie danach, wieder
zurückzugehen und sich mit ihm in der Dusche einzuschließen, bis er jeglichen
Sauerstoff aus ihren Lungen gesaugt hatte.
J.W.Gacy
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