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Mittwoch, 1. Mai 2013

Leseprobe "237" , Auszug Kapitel 7. Regen

http://kreuz-quer.blogspot.de/
„Ausziehen und in die Mitte stellen“ befahl sie, nachdem das Schweigen unangenehm geworden war. Sein Blick war unergründlich und versetzte ihren Körper in Wallung, ohne dass sie es wollte, geschweige denn das sie sich dagegen wehren konnte.
„Was denn? Soll ich mich etwa umdrehen? Nichts was ich nicht schon gesehen hätte.“
Seine Lippen zuckten, als er sich an ihr vorbeischob und sich auszog. Dabei warf er die Zwangsjacke achtlos in die Ecke. Dann streifte er die Patientenkleidung ab und warf das dreckige Hemd vor ihre Füße.
Morgan hoffte er würde nicht merken, wie sehr sie ihn anstarrte. Die perfekt definierten Bauchmuskeln, die breiten Schultern, die Brustwarzen die hart waren, weil es verflucht kalt dort unten war. Die große Narbe an seinem Bauch glänzte im künstlichen Licht. Die kleinen Haare um seinen Bauchnabel bildeten einen Pfad…
„Nichts was du nicht schon gesehen hättest…“
Sie räusperte sich etwas und machte einen Schritt nach hinten, wodurch sie seinen Körper noch einmal aus einem anderen Blickwinkel sehen konnte. Das Licht warf seinen Schatten gegen die Wand. „In die Mitte“ befahl sie und hoffte, dass ihre Stimme sich nicht so brüchig anhörte, wie es sich anfühlte. Ihr Magen fühlte sich an, als wäre sie stundenlang Achterbahn gefahren.
„Ich hoffe, das Wasser ist warm genug“ murmelte sie so leise, dass er es gar nicht hätte hören können und drückte auf den großen gelben Knopf genau neben der Tür. Fast augenblicklich prasselte das Wasser auf seinen nackten Körper nieder. Einige Tropfen klatschten mit solcher Wucht auf seine Haut, dass es so aussah, als würden sie wieder abprallen. Er hob den Kopf und ließ sich das Wasser über das Gesicht laufen. Für ein oder zwei Minuten stand er einfach nur so da und ließ das Wasser über seine nackte Haut laufen, wobei sie versuchte, den Weg des Wassers so lange zu verfolgen, wie es ihr nur möglich war.
„Seife.“
Sie betrachtete, wie sich seine Brustmuskeln bei jedem Atemzug hoben und senkten.
Die Muskeln seiner Unterarme schienen sich zu verkrampfen, als er die Beweglichkeit seiner Hände von Neuem testete, während die Verbände sich etwas lösten.
„Seife.“
Ihre Gedanken hatten einen Filmriss, völlig verständnislos sah sie ihn an.
„Was?“
„Seife“ wiederholte er noch einmal. Morgan brauchte einen Moment, um sich zu fangen.
Seife, um sich zu waschen braucht man Seife…
Inzwischen hatten sich kleine Nebelschwaden gebildet, die sich im Raum verteilten.
Sie atmete einmal tief durch. Mit einem Stück Kernseife marschierte sie auf ihn zu, wobei sie nicht allzu nah kam, damit sie nicht nass wurde, obwohl dennoch einige Tropfen ihren Kittel trafen. Sie hielt ihm die Seife hin und spürte, wie einige Tropfen in ihr Gesicht spritzten.
237 grinste, packte sie am Handgelenk und zog sie zu sich. Das heiße Wasser nahm ihr für einen Moment den Atem, doch auch so wäre sie viel zu überrascht gewesen, um sich wehren zu können. Die Seife rutschte ihr aus den Händen und fiel unbeachtet zu Boden, während sich ihre Kleidung mit Wasser vollsaugte. Mit leicht geöffnetem Mund stand sie da und starrte zu ihm hoch.
Er grinste. Ein leichtes, aber deutlich zu erkennendes Grinsen. Sie verschwendete eine Sekunde damit sich vorzustellen, wie sie mit verlaufenem Make-up aussah.
Er zog ihren Kopf dichter zu sich, doch sie zuckte leicht zurück, was ihn fast so sehr verwunderte wie sie selbst.
„Keine Angst“ hauchte er durch das Dröhnen des Wassers. Das Vibrieren durchzog ihren gesamten Körper. „Hier sind keine Kameras…“
Eine Hand packte ihre Hüfte und zog sie so dicht zu sich, dass sie das Atmen vergaß. Sein Kuss war so heftig, dass es fast schmerzte. Überdeutlich spürte sie seinen nackten Körper durch ihre nasse Kleidung hindurch. Die starken Arme, die sie an ihn drückten. Wie von selbst glitt ihr Kittel auf den Boden und etwas hilflos legte sie eine Hand auf seine Schulter, wobei sie spürte wie sich seine Sehnen spannten. Nachdem sie fast glaubte, wegen Sauerstoffmangels in Ohnmacht zu fallen, hörte er auf sie zu küssen und gleichzeitig das heiße Wasser zu fließen.
Regen. Regen im Haus. Jetzt gib es kein Zurück mehr.
Blaue Augen starrten in Schwarze.
Alle Gedanken schienen aus ihrem Gehirn gelöscht zu sein. Morgan konnte sich nicht halten. Sie schlang die Arme um seinen Hals und presste ihre Lippen so fest auf seine, dass sie Angst hatte, sich die Vorderzähne auszuschlagen. Anscheinend war er einer Verlängerung ebenfalls nicht abgeneigt, ohne Mühe zog er sie hoch, so dass sie die Beine um ihn schlingen konnte. 237 taumelte leicht zurück und stieß mit dem Rücken gegen die kalte Wand. Sie konnte die Lippen nicht von ihm lösen, wie ein Junkie wollte sie nur noch mehr.
Sein Geschmack war eine unbeschreibliche Mischung aus Honig und Blut.
Er zerriss ihren Pulli mit einem Ruck und drehte sich einmal, sodass sie nun die Wand im Rücken hatte. Sie gab ein leichtes Stöhnen von sich, als seine Hände sich unter den klebenden Stoff schoben. Ihre Brustwarzen schienen danach zu schreien, endlich aus ihrer Kleidung befreit zu werden. Seine unrasierten Wangen kratzten über die Haut ihres Halses, während ihre Finger über seine nasse Haut strichen.
Plötzlich stoppte er.
„Was ist das?“
Es dauerte einen Moment, bis sie verstand was er meinte. Die Ärmel ihres Pullis hatten sich hochgeschoben und der blaue Fleck an ihrem Handgelenk schien förmlich zu leuchten, wie eine einzige Anklage.
„Nichts, ich…“
„Wer war das?“
Sie war nicht in der Lage etwas zu sagen, ihr Körper schien nicht mehr ihr zu gehören. Sie schüttelte leicht den Kopf und glaubte schon jetzt an Entzugserscheinungen zu leiden. Sein Blick wurde kalt. „Sag es mir“ verlangte er so rau, dass es fast in den Ohren wehtat.
Morgan schluckte noch einmal, um ihre Gedanken hatte sich ein Nebel gebildet, durch den sie nicht hindurch finden konnte.
„Ich… es war nicht…“
„War es dieser Dr. States?“
Sie zuckte leicht zusammen und gleichzeitig ließ er von ihr ab. Fast wäre sie auf den Pfützen, die sie hinterlassen hatten ausgerutscht, schaffte es jedoch noch einmal, sich an der Wand abzustützen. Panik erfasste sie.
„Es war nicht seine Schuld…“  
Er antwortete nicht, sondern drehte ihr den Rücken zu. Verwirrt und panisch stand sie da und starrte ihn an. Etwas an seinem Blick entfachte in ihr eine ungeahnte Angst.
„Wird man sich nicht wundern wo du bist…“
Pitschnass stand sie da, ohne zu wissen was sie tun sollte.
Er drehte sich zu ihr um und wischte ihr die Wassertropfen aus dem Gesicht. Jetzt schien sich die undurchdringliche Schwärze wieder etwas zu lichten. „Ich meine es ernst“ murmelte er leise. „Du solltest…“
„… das nicht tun“ beendete sie den Satz und sah zu ihm hoch. Sie versuchte, ein gewisses Maß an Würde zu bewahren und schob sich an ihm vorbei.
„Ich nehme an, du weißt wie du hier raus kommst…“  
Was machst du hier?
Sie konnte nicht einmal zurückschauen, während sie los rannte. Obwohl sie immer wieder ausrutschte und nur knapp einigen Stürzen entging, wurde sie nicht langsamer. Jede Faser ihrer Körpers schrie danach, wieder zurückzugehen und sich mit ihm in der Dusche einzuschließen, bis er jeglichen Sauerstoff aus ihren Lungen gesaugt hatte.

J.W.Gacy

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