Prolog
Es war kurz vor Mitternacht. Niemand war bei diesem Wetter auch nur in der Nähe des alten, modrigen Friedhofs. Der Regen prasselte fast wagerecht auf die beiden Männer ein. Eric sah sein Spiegelbild in einer Pfütze unter sich. Sein schwarzes Haar war verstrubbelt, nass und von seinem Blut verklebt. Sein Atem ging schwer. Es war nichts zu hören als hören außer das unerbittliche Platschen des Regens. Er blickte zu seinem Feind hinauf. Es war mehr als würde er in den Spiegel schauen. Dasselbe schwarze Haar, wenn seins auch nicht so sehr von dem Blut verklebt war. Aber dennoch das gleiche Haar, die gleichen grünen Augen, die gleichen Gesichtszüge. Eric umklammerte sein Schwert fester. Sein Bruder hatte die Selbe Kreuzförmige Narbe auf dem Rücken, die ihm zum Boten Gottes kennzeichnete. Aber dies schien ihn nicht mehr zu interessieren. David betrachtete ihn lange ohne sich zu regen. Vielleicht überlegte er noch einmal, ob er es wirklich wagen konnte ihn zu töten. Vielleicht war doch etwas Vernunft zurückgekehrt und er wandte sich wieder der guten Seite zu.
Eric schwankte kurz. Er hatte viel Blut verloren, es war schwer sich überhaupt noch auf den Beinen zu halten. Geschweige denn zu kämpfen. Das warme Blut hatte hässliche Flecken auf seinem weißen Umhang hinterlassen. „Sieh es ein Bruder“ sagte David, mit bitterem Unterton. „Schwarz siegt über Weiß“ Eric schüttelte den Kopf. Der größte Unterschied zwischen den Beiden Männern war das sie für verschiedene Armeen kämpften. Eric für die Weiße und David für die Schwarze. Das war aber nicht immer so, dachte Eric bitter. Früher waren wir Brüder, die Seite an Seite kämpften.
Nun standen sie sich gegenüber und es schien ganz so als würde David gewinnen. Denn Eric sackte zusammen. Er spürte den kalten Schlamm der sich durch den Stoff saugte. Ihm war schwindelig. Die Welt verschwamm zu einer seltsamen Masse an Farben und Formen. David hockte sich dicht vor ihm hin. „Es hätte nicht so enden müssen“ flüsterte er, aber Eric konnte nicht sagen, ob er es glaubte. „Beende es endlich“ knurrte er erschöpft. David nickte und zog einen Dolch. Eric schloss die Augen und wartete den letzten Moment seines Lebens ab. Aber er kam nicht. Etwas verwirrt machte er die Augen wieder auf. Vielleicht hatte David es sich ja doch noch anders überlegt.
Er nutzte dieses Zögern.
Mit einem Ruck rollte er sich herum und sprang auf. Sein Bruder schien überrascht zu sein. Auch das nutzte Eric. Er schlug ihn in die Magenkuhle und gleich darauf ins Gesicht. Bevor David dazu kam nach seinem Schwert zu greifen, stach Eric ihm seins in die Schulter. David schnappte nach Luft. Eine Sekunde stand Eric nur da, er wusste dass seine Kräfte bald erschöpft waren. Der Schleier vor seinen Augen hatte sich noch immer nicht gelegt. David sank auf die Knie, der Dolch lag ihm Schlamm. Eric hob sein Schwert. „Anscheinend hat sich das Blatt gewendet“ gab David Zähne knirschend von sich. In seinen Augen blitzte etwas. Eric konnte nichts darauf erwidern. Der Sieg war so nahe, doch irgendetwas hielt ihn zurück. Sein Bruder ließ den Kopf hängen und wartete auf den finalen Stoß. Doch der kam nicht. Eric warf das Schwert zur Seite und fluchte.
Im selben Moment spürte er einen grauenvollen Schmerz, und nahm gleichzeitig den Geruch von verbrannten Fleisch war.
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