Teil 3: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende?!
Wenn man einen Namen in einer Suchmaschine eingibt versucht, diese einen ersteinmal zu berichtigen. In diesem Fall wurde mir angezeigt, dass Ernst Hofinger richtiger wäre. Darunter wurden mir Bilder angezeigt.
"Dort.", meinte Ernst und zeigte auf ein Schwarz-Weiß-Bild. Als ich darauf klickte und es mir in seiner Orinalgröße ansah, sah ich dass es sich dabei um ein Familienfoto handelte. Die Familie stand stolz im Schnee. Ganz links im Bild so erklärte mir Ernst, stand er. Etwas weiter hinten mit dem Blick auf die Familie gerichtet. Er trug eine schwarze Uniform mit einer Chaffeurmütze unter der seine grauen Haare hervoragten, sein schwarzer Oberlippenbart war nach unten verzogen, wie auch seine Mundwinkel und in seinen Augen stand Sorge. Die Hände hatte er in den Manteltaschen seiner Uniform, als wüsste er im Moment nichts anderes damit anzufangen. Zu seiner Linken, jedoch weiter vorne stand, in glänzender SS Uniform, Arnold Bruckner, er stand aufrecht die Hände in seiner Körpermitte auf einen Gehstock aus dunklem Holz gestützt. Auch wenn man es auf dem Foto nicht erkennen konnte hatte er unter seiner Militärmütze wohl dunkelblondes Haar, die gleiche Farbe hatte auch sein Vollbart, der jedoch dennoch gepflegt wirkte. An seinen Schultern war ein hoher Rang zu erkennen. Neben ihm ebenfalls mit einem Gehstock, jedoch mit einem helleren Holz, stand seine zweit Älteste Tochter, Tanja, daneben stand Helga, die älteste im Hause Bruckner, die dritte in der Geburtsfolge Maria und die jüngste Tochter Anna. Mir fiehl auf, dass die Mädchen allesamt das gleiche Trugen, es gab in ihrer Kleiderwahl nur minimale Unterschiede. Sie alle trugen ein unter dem Kinn zugebundenes helles Tuch auf eine Mischung aus Mantel und Kleid, bei dem sowohl der Ausschnitt als auch der Saum von grauem Stoff bedeckt wurde. Die älteren Mädchen trugen einen schwarzen Haarschmuck, die Jüngste trug eine schwarze Mütze. Neben ihr stand einer ihrer Cousins in der Uniform der Hitlerjugend. Ganz vorne vor der Reihe der Mädchen stand der Jüngste und Erbe des Bruckner-Clans: Alexander. Ein kleiner Junge mit dunkelblonden Haaren der in Mantel und Mütze gehüllt fröhlich in die Kamera lächelte. Im Hintergrund sah man drei junge Männer stehen, einer davon war in SS-Uniform gekleidet, die zwei anderen waren schlichter als der rest ihrer Familie gekleidet sie trugen bloß dicke schwarze Jacken und schwarze Schale und Mützen. Maria, Alexander und die drei jungen Männer waren die einzigen die fröhlich dreinblickten. Alle anderen guckten auf eine kühle, stolze Art und Weise, als hielten sie sich für etwas Besseres und hätten sie etwas zu verbergen. Lange starrte ich dieses Bild an und den sorgenvollen Blick des Butlers. Der mir wie ein Vorbote des Grauens vorkam.
"Ich habe eine Frage.", sagte ich nach einem langen Augenblick des Schweigens. Und zur Sicherheit nahm ich das Telefon in die Hand, falls Herr Kaiser nocheinmal herrauskam oder der 11 Uhr Termin vorbeikam. "Und die wäre?", fragte Ernst mit einem ängstlichen Unterton. "Warum gucken sie so sorgenvoll zur Seite?" Erleichtert hörte ich Ernst ausatmen ( Ich musste ihn später nocheinmal fragen warum er eigendlich atmete,wo er doch tot war, aber jetzt waren ersteinmal andere Dinge wichtiger). "Diese Jungs im Hintergrund, dass sind die Söhne des Hernn Bruckners Schwester, diese Jungen, die haben mir nur Ärger gemacht, sie hatten nichts als Schabernack im Kopf!" "Herr Haufinger?", meinte ich, mir war unbehaglich, da ich ihm jetzt diese Frage stellen musste. "Ich weiß schon was sie wissen wollen.", unterbrach er mich, "Sie möchten wissen wie das war als ich starb." Langsam nickte ich. Ich wollte ihn nicht unter Druck setzten. "Der 8. Mai begann mit Sonnenschein, es war schon früh recht warm als ich meinen Rundgang durch das Haus machte, noch vor dem Sonnenaufgang war es bereits 12 Grad, das sah man am Thermometer im Garten. Als ich das Dienstpersonal zum Frühstück instruierte, war ich bereits am schwitzen in meiner, für sommerliche Temperaturen viel zu dicken Uniform. So sehr ich auch meinen Beruf als Berufung ansah, die Uniform die ich auf den Wunsch des Hause Bruckners tragen musste, hatte ich schon immer gehasst. Ich wünschte ich hätte geahnt, was an diesem Tage passieren sollte. Ich hatte zwar die Kapitulation der Wehrmacht erahnt, doch die Taten meines Hausherren hätte ich mir nicht einmal in meinen grausamsten Albträumen vorstellen können.
Aus dem Zimmer der Herrin des Hauses konnte man wiedereinmal die Gerräusche einer Nähmaschine hören. Sie nähte die tragbarsten Besitztümer, wie Schmuck und Edelsteine in die Kleider der Mädchen ein, denn sie ahnte bereits das die Engländer kommen würden ihren Mann zu verhaften. Um schnell fliehen zu können und dennoch einen Teil des Reichtums zu haben und nicht betteln gehen zu müssen, nähte sie den Schmuck in die Kleidung ihrer Kinder. Oh, hätte sie nur gewusst, wie sehr dies das Leiden ihrer Kinder vergrößerte. Langsam klopfte ich an der Tür "Gnä`Frau.", sagte ich behutsam. "Herein.", meinte diese tränenerstickt. Alexandra Bruckner war eine Frau von 45 Jahren mit einer sclichten aber schönen Eleganz, eine Dame durch und durch. Ich wusste bereits seit einem Monat, was sie plante und sie wusste, dass ich es wusste, doch was ihr auch bekannt war, war dass sie mir vertrauen konnte. Ich würde sie niemals verraten. Aber die Wahrheit war: Dazu brauchte es mich nicht. "Das Frühstück steht bereit.", meinte ich zu ihr mit einem aufmunterdem lächeln" "Danke.", erwiderte sie mit einem Lächeln, was mich um Kopf und Verstand brachte. Mit einer Verbeugung verließ ich schnellstmöglich das Zimmer, damit sie micht nicht erröten sehen konnte, den trotz meines fortgeschrittenen Alters fühlte ich mich in ihrer nähe stehts wie ein Schuljunge.
Ich machte mich nun also auf, die Kinder zu wecken. Dabei hatte ich immer eine bestimmte Reihenfolge. Vom jüngsten Sohn der Familie zur ältesten Tochter. Dies war nicht etwa die Reihenfolge der Zimmer im Hause, aus reiner Faulheit zu viel zu laufen, sondern reine Logik. Denn der 8.Mai, 1945 war ein Dienstag und die jüngsten der Bruckner Familie musste noch in die Schule, dass hieß wenn ich sie früher weckte, hatten sie noch Zeit noch nicht gemachte Hausaufgaben zu erledigen.Was gerade für den 13 Jährigen Alexander galt, der Junge stand als Erbe der Familie unter schwerem Druck und sein Herzleiden verhalf ihm auch nicht gerade zum besten Zustand. Die junge Anna war jedoch sehr fleißig und machte, wenn niemand zusah dem Bruder, die Aufgaben. Die Ältesten Helga und Tanja waren schon älter: Helga war 22, ihre Schwester 21, damit wurde es Zeit für die beiden zu heiraten und ihre eigenen Familien zu gründen. Wer weiß vielleicht hätten sie das auch, wenn Deutschland den Krieg nicht verloren hätte. So viele "wenns" und "abers".
Es war mir strikt untersagt, den Hernn des Hauses zu wecken, dennoch war er stets zur rechten Zeit zur Stelle. Das erste Anzeichen für den Verlauf dieses Tages war also, dass weit und breit keine Spur von ihm zu sehen war. Bereits am Tag zuvor hatte man Nachichten über eine Kapitulation gehört und ich konnte noch den Blick vor mir sehen mit dem Herr Bruckner am Abend nach Hause gekommen war. Ich hatte das Gefühl das etwas passieren würde, doch ich nahm wie Alexandra an, dass sie fliehen würden. Die Familie nahm das Frühstück im Salon ein und weiterhin fehlte jede Spur vom Vater. Da hörte man plötzlich Geräusche von der Küche her. Ich hörte Herr Bruckner schreien: "Wenn ich sage sie sind entlassen, dann sind sie entlassen! Verschwinden sie von hier! Hauen sie ab!" Die Tür zwischen Küche und Salon öffnete sich und die ganze Dienerschaft, traurig, teilweise auch verweint, trat heraus und verließ das Anwesen. Ich war so geschockt, dass ich nicht einmal vortrat um die Haustüren zu öffnen, wie es eigendlich meine Aufgabe war. Aber so unwarscheinlich das klingt, sobald mein Gehirn wieder einsetzte, war das einzige an das ich dachte, dass die Türe dringend mal wieder geölt werden musste, da sie quietschte. "Haufinger! Sie machen die Sauerei sauber!", schrie Herr Bruckner mich an und deutete auf das Geschirr in der Küche. Aus Angst Herr Bruckner könnte gewalttätig werden, nickte ich bloß stumm und trat in die Küche um mich an die Arbeit zu machen. Bevor die Tür zu fiel sah ich noch wie Herr Bruckner sich hinter den Rücken griff.
Dann hörte ich den ersten Schuss. Ich zuckte zusammen, dass Gerräusch des Schusses ging mir durch Mark und Bein. "Denkst du, ich wüsste nicht das du fliehen wolltest? Denkst du das war mir nicht klar?", wie ein Irrer schrie er herum, Alexandra schrie, er hatte sie wohl gepackt. Sofort rannte ich zur Tür, aber er hatte sie wohl verschlossen, denn ich bekam sie nicht auf. Plötzlich hörte ich ein klirren und Alexandra schrie "Lauft!", Sekunden vergingen, dann hörte ich wie sich die Haustüre öffnete. Dann wieder ein Schuss gefolgt von einen herzzerreißendem Schrei von Alexandra.
"Alexandra!", schrie ich mit aller Kraft, dann erst reagierte ich, ich nahm mir eine Pfanne und schlug damit den Türknauf ab. Ich war zu spät als ich endlich in den Salon gelangte, waren die Kinder weg, er war irgendwo im Haus um sie zu jagen, so nahm ich an. Doch war meine größte Sorge Alexandra, sie lag blutend in der geöffenen Tür. Sie spuckte bereits Blut. So schnell wie ich konnte lief ich zu ihr hin und kniete vor ihr nieder. "Ernst.", sagte sie und mir war klar, wie sehr ihr das sprechen schwer fiel. Ich geriet in Panik. Verzweifelt versuchte ich die Blutung ihrer Bauchwunde zu stoppen, doch das Blut quoll unablässig durch die Abstände zwischen meinen Fingern. "Ernst." "Nein", schrie ich, "Du wirst nicht sterben! Ich hab dir noch nicht alles gesagt! Ich habe dir nie gesagt wie sehr ich dich liebe! Du musst hier bleiben!" Ich begann zu weinen, wie ich noch nie zuvor geweint hatte. Alexandra aber lächelte, sie lächelte wieder dieses Lächeln, was mich wieder und wieder um den Verstand gebracht hatte. Und sie hob mit ihren letzten Kräften ihre Hand um meine Wange zu streicheln. "Ich weiß, ich habe es immer gewusst und immer erwiedert, aber du musst mich gehen lassen, hörst du? Ich werde sterben, es gibt keine Hoffnung mehr, aber meine Kinder, er wird sie töten. Versprich mir, dass du das nicht zulässt." Ihr Atem wurde flacher. "Versprochen.", sagtre ich und weinte nur noch mehr, dann beugte ich mich herab und küsste sie zum ersten und zum letzten Mal, bis ich spürte wie ihre Hand erschlafte. Ich schloss ihre Augen und legte sie wie zum schlafen auf das Sofa und bedeckte mit einer Decke ihre Wunden.
Dann schrie ich all meine Gefühle hinaus, meine Verzweiflung, meine Wut und machte mich auf mein Versprechen zu halten."
"Konnten sie es?", fragte ich Ernst, mit rauer Stimme, erstickt von Traurigkkeit, "Konnten sie sie retten?" "Ich habe ihnen gesagt, ich konnte weder sie noch mich retten.", sagte Ernst mit tränenerstickter Stimme, "In der Tat habe ich nur Alexander retten können. Deswegen kann ich nicht ins Licht gehen. Ich habe es nicht verdient, denn ich habe mein Versprechen gebrochen." "Aber sie haben es doch zumindest versucht!", wendete ich ein, "Sie haben doch ihr bestes getan! Oder?"
"Ja, Ich bin sofort in den ersten Stock gelaufen, wo sich die Zimmer der Kinder befanden. Da sah ich Alexander mitten im Korridor stehen. Von Oben waren dicht aufeinandefolgend drei Schüsse zu hören, da konnten wir seine Schritte im Treppenhaus näher kommen hören, er war wohl zu erst in das Obergeschoss gegangen. Für die Mädchen verhieß das nichts Gutes. "Schnell, versteck dich!", rief ich Alexander leise zu. Dieser blickte nun unsicher umher. Da fiehl mir der Speisenaufzug ins Auge. Alexander war schmal und klein für sein Alter, er würde dort reinpassen. Alexander war meinem Blick gefolgt und machte sich sogleich daran den Speisenaufzug zu öffnen und hinein zu klettern. Ich eilte hinzu und zog an dem Seil um ihn in den Keller zu transportieren, das war, so meine Meinung, der sicherste Ort für ihn solange er nicht wusste das er dort war. Hektisch zog ich am Seil und gerade hörte ich wie der Speisenaufzug am Boden ankam, da vernahm ich seine Hand an der Türklinke zum Korridor. Ruckartig drehte ich mich um und ging auf ihn zu und betete zu Gott, er möge nicht bemerken wo Alexander ist.
Als er hereinkam mussterte er mich gründlich "Du warst ein guter Butler für meine Familie.", sagte er, doch für mich hatte er bereits seine Menschlichkeit eingbüßt, er war zu einem Monster geworden, hatte die Maske abgelegt unter der es so lange verborgen gewesen war.
Ein Schuss.Ich muss sofort tot gewesen sein, denn ich kann mich nicht erinnern gestorben zu sein. Er hatte mir nicht einmal die Chance gegeben um mein Leben zu kämpfen oder Alexandra zu rächen. Im Moment meines Todes wurde ich aus meinem Körper geworfen und obwohl ich den Aufprall auf den Boden gespürt hatte, stand ich nun wieder im Korridor.
Das Gerräusch des Schusses muss bewirkt haben, dass sich Maria zu retten versuchte, sie lief aus ihrem Zimmer in den Korridor und versuchte zum Treppenhaus zu gelangen er streckte sie mit einem Schuss nieder, für einen Moment, sah sie mich eindringlich an dann sah ich ein Licht und sie war verschwunden. Wut durchflutete mich, ich ging in den zweiten Stock und sah die anderen drei Mädchen tot am Boden liegen, im Blut sah ich glänzende Steine und erkannte das sie bereits die von Alexandra präparierten Kleider trugen. Bei Gott sie hatte an diesem Tag vorgehabt mit ihren Kindern zu fliehen! Wut keimte in mir auf. In meinem Leben war ich noch nie so wütend gewesen. ich würde mein Versprechen nicht halten können. Aber Alexander wird er nicht kriegen. Da hörte ich englische Soldaten die in den Salon liefen und einen Schuss der das Leben von Arnold Bruckner beendete, gefolgt von einer sengenden Hitze die seinen Körper in die Hölle sog."
"Und dann? Was ist mit Alexander passiert?", fragte ich ihn behutsam.
"Alexander, hatte zum Glück Englisch in der Schule gehabt, denn Alexandra hatte darauf bestanden und sich dieses eine Mal gegen ihren Mann durchgesetzt. Er konnte somit den Engländern erklären was passierte, sie hatten Mitleid mit ihm und verabscheuten die grausamen Taten des Vaters, sie erzählten ihm auch das dieser als Offizier der SS mitverantwortlich für den Tod tausender Menschen gewesen war. Ein junger Soldat, sein Name war Jonathan Lichtenberg, seine Eltern waren bereits wärend der Weimarer Republik in Großbritannien eingewandert, nahm Alexander an wie seinen Sohn. Am 08. Mai, 1946, zum einjährigen Jubiläum des Todes seiner Familie, änderte er seinen Namen offiziell in Alexander Lichtenberg."
"Alexander Lichtenberg?", meinte ich geschockt,"So hieß mein Großvater! Nach dem Tod meiner Eltern, hat er mich aufgezogen! er starb vor fünf Jahren." "Ja.", meinte Ernst bestätigend, "Und bis zu seinem Tod habe ich ihm beigestanden. Als er dann starb wollte er mich überreden mit ihm ins Licht zu gehen, aber wie ich es dir bereits sagte: Ich habe es nicht verdient."
Eine tolle Geschichte voller Emotionen und Aktionen! Ich bin sehr angetan. Nunja viele Geschichten enden mit einem "Very Happy End" und alles ist mehr oder weniger wieder vergessen, doch Deine Geschichte ergreift mich zumindest wohl noch länger!!!! Ich bin sehr begeisstert von Deiner Schreibkunst und erwarte in zukunft noch mehr solcher ergreifenden Geschichten :-) Hier auch ein Dankeschön an "Brina Lokal", die mich auf Euer Blog und insbesondere auf diese Geschichte aufmerksam gemacht hat! Insgesamt vielen Dank für die schöne Zeit :-) Grüße aus Köln
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