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Sonntag, 9. August 2015

Der alte Geist des Butlers Teil 7

Teil 7: Alles was schief gehen kann, wird schief gehen.

Als uns Johannes dann auch noch in einer schwarzen Bentley- Limosine abholte schien alles perfekt zu werden. Wir kamen aus dem Haus und da stand er in einem perfekt sitzendem Smoking und strahlte mich an. Er fuhr uns in ein italienisches Restaurant der Extraklasse, dass romantischer nicht hätte sein können. Aus den Fenstern hatte man einen traumhaften Ausblick auf den dahinter liegenden Garten, welcher wundrschön dekoriert war. An den Wänden hingen schwarz-weiß Bilder von Rom und die Wandleuchten tauchten das ganze Restaurant in ein warm weißes Licht, mit der Farbe des Sonnenunterganges. Man führte uns an einen recht privaten Tisch, welcher weiß gedeckt war und mit roten Rosenblättern und Kerzen dekoriert war. Im Wagen hatte er bereits mir eine rote Rose und Kevin ein Spielzeugauto überreicht, mit dem dieser sogleich anfing zu speilen.

Und trotz alledem war mir bereits in diesem Moment klar, dass es nicht gut gehen würde.

Ich setzte meinen Sohn in den extra vorher bereit gestellten Hochstuhl und auch er war heute ungewöhnlich brav, denn er schrie nicht, sondern ganz im Gegenteil er schekerte mit jedem, der ihm begegnete. Die Kellnerin kam und an ihrem Gesicht konnte ich ablesen wie süß sie Kevin fand. Sie hatte dieses bestimmte Lächeln im Gesicht-ich nannte es das Gutschi-gutschi-Lächeln. Das Lächeln, dass einem verrät, dass sie am liebsten in Kevins Wangen Kneifen würde um "Gutschi, gutschi" zu sagen (was neben bei kein Kind besonders mag).

Und dann ging alles schief. "Da haben sie zwei aber ein süßes Kind. Wie heißt er denn?", meinte die Kellnerin. Johannes starrte erst sie an und dann starrte er mich an und ich wusste nicht was ich tun sollte, mir war aber klar, dass ich die jenige war, die reagieren musste. "Mein Sohn heißt Kevin.", erwiderte ich. Sie erkannte wohl ihren Fehler und ging nicht weiter darauf ein sondern fragte nach unserer Bestellung.

Das Schlimmste war das Schweigen danach er sah mich an, doch er sagte nichts. Ich mochte ihn sehr, doch in diesem Moment zog sich mein ganzer Magen zusammen. "Es tut mir leid.", sagte ich leise. "Schon okay.", meinte Johannes verschlossen, "Das war ja nicht deine Schuld.", dann aber lächelte er, drehte sich zu Kevin um und flüsterte ihm etwas zu. Verwirrt sah ich ihn an und wollte ihn gerade fragen, was er gesagt hatte. Da drehte er sich zu mir um und fragte:"Was ist eigendlich mit dem Vater?"



Ich war geschockt, dass er so direkt fragte. Doch ich atmete durch und sagte: " Ein One-Night-Stand, ich habe ihn nie richtig kennengelernt. Meine Eltern sind gestorben als ich noch klein war. Meine Großeltern haben mich dann großgezogen. Meine Großmutter starb dann an Krebs. Als mein Großvater dann starb machte ich eine schwere Zeit durch. Ich kann mich kaum daran erinnern, denn sie war voller Partys und Alkohol." "Das tut mir leid.", war seine einzige Antwort drauf, reichlich unpassend und nicht wirklich interessiert.

Die Getränke kamen und wir hatten bereits alle Small-Talk Themen besprochen. Das Wetter: Würde es noch regnen? Wie es uns geht: Soweit gut. Und: Was wir gestern noch gemacht haben: Nicht sehr viel.  Es fühlte sich einfach alles falsch an als stünde ich auf dem Meeresboden, wäre am ertrinken. Was sich zuvor noch richtig angefühlt hatte fühlte sich nun mehr als falsch an und der Abend schien schon vorbei zu sein bevor er überhaupt begann. Also griff ich zum Glas. Ich hatte schon lange keinen Alkohol mehr getrunken aber der Verdacht durchflutete mich, dass ich, um diesen Abend zu überstehen noch mehr brauchen würde, als nur ein Glas Rotwein.

Ich sah den Kellner der uns das Essen bringen sollte. Er war noch fast ein Junge und wie er die Teller hielt und wie er ging, war es klar, dass er keine erfahrene Servicekraft war. Er hatte kurze braune Haare und haselnussbraune Augen er schien einer drejenigen zu sei, dem selbst nach der Pubertät oder an deren Ende kein Bart zu wachsen zu schien.

Dann plötzlich er war schon an unserem Tisch, da stolperte er und warf dabei die Teller hoch in die Luft, sodass sie auf unseren Tisch knallten. Wir bekamen das ganze Essen ab. Im nachhinein bereute ich es für Kevin Spaggeti mit Tomatensoße bestellt zu haben, denn ich war von oben bis unten damit beschmiert. Ich sah zu dem Jungen, der immernoch auf dem Boden lag, er hatte sich wohl den Knöchel verstaucht. Er hatte Tränen in den Augen und sagte immer wieder: "Es tut mir leid...es tut mir leid...ich kann das nicht." Ich stand also auf und half im hoch und setzte ihn auf einen Stuhl am leeren Nachbartisch. "Schon gut. Alles okay, sagte ich zu ihm." Johannes saß immer noch starr auf seinem Platz. Kevin aber lachte, und fand es toll mit dem Essen zu spielen.

Und dann bemerkte ich es: Durch das ganze Chaos waren die Kerzen umgekippt und hatten die Tischdecke in Brand gesetzt. Grelle Flammen erhitzten den Tisch und im selben Moment durchflutete mich Panik. Meine erste Reaktion, nachdem ich den Schock überwunden hatte war der Griff nach meinem Sohn. Ich nahm ihn in den Arm und flüchtete aus dem Restaurant. Vorher griff ich aber noch nach der Rotweinflasche die zum  Nachfüllen auf dem Tisch stand. Hinter mir sah ich wie Johannes sich aus seiner starre gelöst hatte und zum Feuerlöscher griff.

Kevin schien den Ernst der Lage nicht zu verstehen, denn er weinte nicht sondern war ganz ruhig. Im Gegenteil er schmiegte sich an mich, als wolle er mich beruhigen. Trotzdem hatte ich Schuldgefühle. Warum hatte ich auch alles erzwingen müssen? Das wäre alles nicht passiert wenn ich auf mein Bauchgefühl gehört hätte. Nicht jedem war ein Happy End gestattet. Mir nicht. Ich kippte die ganze Flasche runter.

Zu allem Überfluss konnte ich Ernst jetzt neben mir spüren. Ich wusste er wollte mich bloß beruhigen. Doch ehe er überhaupt etwas sagen Konnte schrie ich ihn bereits an: "Halt die Klappe. Ich hab die Schnautze voll! Hau ab! Lass mich in Ruhe! Das ist alles nur deine Schuld! Wenn du nicht in mich hinein gefahren wärest dann wäre das alles nicht passiert! Verschwinde!", und ich spürte seine Anwesenheit nicht mehr.

"Wen schreist du so an?", hörte ich Johannes hinter mir sagen. In diesem Moment wäre es besser gewesen. Johannes anzulügen, dennoch ich war angetrunken, und Alkohol löst die Zunge. "Ernst. Ich habe Ernst angeschrien. Dieser Geist hat mein Leben zerstört. Er hat micht nicht davon abgehalten dumme Fehler zu machen. Nein! er hat noch mehr gemacht! Das mit der Liebes erklärung.", lallte ich ihm zu. "Das war ich nicht. das war er."

"Marie, du bist betrunken.", meinte Johannes. "Das auch.", erwiderte ich, "Aber Ernst ist auch da wenn ich nicht betrunken bin, und deshalb bin ich Irre."

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